Über Pferde und mich... |
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Wie viele Mädchen war ich schon immer pferdeverrückt. Mit 11 Jahren begann ich zu reiten. Mit 12 Jahren hatte ich bereits mein erstes Pflegepferd, einen 1,73m großer Fuchswallach namens Tasmin, den ich im Gelände ritt und mit dem ich dort über alle liegenden Baumstämme sprang, die zu finden waren. Zusätzlich besuchte ich eine Reitschule, in der ich Dressur und Springunterricht erhielt.
Bereits mit 13 Jahren habe ich meine ganzen Ferien mit Stallarbeit, Reiten sowie der Mitbetreuung von Reiterkindern eines Ferien- und Reitschulbetriebes, in dem ca. 25 Pferde (Pensionspferde wie auch Schulpferde) standen, verbracht. Ich wies die Kinder in den Umgang mit den Pferden ein, zeigte ihnen das Putzen, Zäumen, Satteln und Bandagieren der Pferde. Des weiteren führte ich Ausritte und gab Anfängern Longenunterricht.
Mein Vater untersagte mir einen Beruf mit Pferden.
Nach meiner Berufsausbildung arbeitete ich nach Feierabend bei einer Pferdehändlerin mit den Verkaufspferden. Dabei stand die Ausbildung und das Einreiten von Jungpferden im Vordergrund.
Mit 22 Jahren half ich einer Reiterin beim Einreiten ihres neu gekauften Pferdes mit Namen Poseidon.
Poseidon war ein älterer, sehr charakterstarker Wallach aus Ungarn. Er war dort als Wagenpferd eingesetzt worden und litt an sämtlichen körperlichen und seelischen Leiden. Trotzdem ritten wir ihn ein. Die Besitzerin kam mit ihm nicht zurecht, und deshalb übernahm ich ihn. So kam ich zu meinem ersten eigenen Pferd. Alles, was ich bisher gelernt hatte, stellte er in Frage. Aber ich schaffte es, in ihm einen echten Freund zu finden. Mit ihm nahm ich Reitstunden bei einem Reitlehrer, welcher die barocke Reitweise praktizierte. Des weiteren unterrichtete ich Freunde. Nach einem schweren Unfall von Poseidon wechselte ich den Stall.
Dort lernte ich meinen jetzigen Mann Michael kennen. Michael ist Westernreiter und er begeisterte mich mit seiner Reitkunst. Er ritt seine Quarter-Stute Jessie ohne Zaumzeug und Halsring durch 2er Wechsel, Spins und Stops. Durch ihn habe ich viel über die Westernreitweise erfahren und merkte, wie artverwandt doch die Arbeitsreitweisen mit dem Barockreiten sind.
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Doede (niederländisch, sprich: Dude), geb. 1993, Friesenwallach
1997, kurz nach dem Tod von Poseidon, lernte ich Doede kennen und verliebte mich sofort in ihn. Obwohl er optisch nicht gerade ansprechend war, kaufte ich ihn.
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Doede 4 Jahre alt
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Es konnte mich damals keiner verstehen, war er doch unter den Friesen eher ein hässlicher Zeitgenosse mit wenig Friesencharakter im Typ. Er sah eher aus wie ein Warmblüter mit Friesenblutanteil. |

Doede 4 Jahre alt
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Von den Spötteleien meiner Mitreiter über Doedes Aussehen ließ ich mich nicht beirren und glaubte stark an ihn. Doch so brav Doede war, so schwierig war er für mich zu reiten. Er hatte solch starke Gebäudemängel, dass mir kein Reitlehrer wirklich helfen konnte oder wollte. Wegen eines Beckenschiefstands, eines Hüftleidens sowie Abnutzungen der Kniescheiben durch lockere Bänder streckte er den Kopf in die Höhe, überbog den Hals und war mit seinen sehr schwungvollen Bewegungen nicht zu sitzen.
Doede versucht stets, seine Gebäudemängel durch seinen starken Willen, mir alles recht zu machen, auszugleichen. In Eigenregie versuchte ich einen Mix aus Western, Englisch und Barock.
Um mich weiterzubilden, machte ich das Reitabzeichen in Bronze.
Ich las viele Bücher, u. a. von Bent Branderup und der Akademischen Reitkunst, und hatte tatsächlich jemanden gefunden, der mich ansprach. Inspiriert durch die Bücher und Videos von Branderup und bestärkt durch meinem Mann hatte ich keinen sehnlicheren Wunsch mehr auf der ganzen Welt, als bei diesem Mann einmal eine Reitstunde zu bekommen.
Das erschien mir aussichtslos, und obwohl es mir gelang, Doede in allen Seitengängen bis hin zur Piaffe auszubilden, spielte ich mit dem Gedanken, Doede als Kutschpferd zu verkaufen.
Durch Zufall kam ich zu einem Lehrgangsplatz mit Doede bei Bent Branderup in meiner Nähe.
Als ich 2002 das erste Mal mit meinem Friesen Doede auf einem Lehrgang bei Bent Branderup war, dachte ich nicht daran, Reitkunst zu machen oder zu lernen, ich wollte mir nur Hilfe bei ihm holen.
Doch es sollte ganz anders kommen:
Bent nahm mich und den Friesen mit unseren Schwächen an und bestärkte uns gemeinsam darin, weiterzumachen.
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Ich interessierte mich immer mehr für die Reitkunst und fuhr mehrmals jährlich mehrere hundert Kilometer, um mich bei Bent weiterzubilden.
Bent Branderup ist der Gründer der Ritterschaft der Akademischen Reitkunst. Durch Prüfungen kann man sein Können unter Beweis stellen.
Im Mai 2003 ritt ich mit Doede die Ritterprüfung, welche die Aufnahmeprüfung in die Ritterschaft bedeutet.
Im Mai 2004 ritt ich die Piaffe-Prüfung und legte die Longenprüfung ab.
Im Mai 2006 folgte die Passage-Prüfung.
Seit 2005 arrangiere ich selbst Lehrgänge mit ihm.
Aber ich muss sagen, dass Doede mein größter Lehrmeister ist.
Obwohl ich früher glaubte, viel Erfahrung im Reiten zu haben, hat er mich eines anderen belehrt. Doch diese Türen, die sich nun durch ihn geöffnet haben, sind schöner als alles andere auf der Welt.
Er hat mich noch nie enttäuscht. Der Glaube an ihn hat sich ausbezahlt. Aus dem hässlichen Entlein wurde ein wunderschöner Schwan.
Mein Friese Doede hat uns am 24.03.2016 im Alter von 23 Jahren verlassen. Er galoppiert jetzt mit Jessie über die immergrüne Wiese.
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Furia
Seit Juli 2016 habe ich einen weiteren Murgesen: sein Name ist Furia und er ist 2012 geboren.

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Viso, geb. 2005, Murgese (Wallach)
Seit Juli 2010 habe ich ein Nachwuchspferd.

Gemeinsam werden wir ab jetzt den Weg der akademischen Reitkunst beschreiten.

Zu Murgesen:
Der Murgese stammt aus Apulien in Südost-Italien. Genauer gesagt aus dem Gebiet der Kalkhochebene Murge in den Bezirken von Bari, Tarent und Brindisi.
Ursprünglich gehen die Pferde zurück ins 13. Jahrhundert, zu den legendären Kriegspferden des Kaisers Friedrich II. von Staufen, welche er in 3 eigenen Gestüten in Apulien mit großer Leidenschaft züchtete. Er liebte diese Rasse auch wegen ihrer Verwendung in der Falknerei, welche der Lieblingssport des Kaisers war.
Ende des 19. Jahrhunderts wurde die Zucht nur noch auf bäuerlicher Ebene betrieben und die Pferde zur Landwirtschaft eingesetzt.
Die Rasse sollte um 1920 gemäß dem italienischen Landwirtschaftsministerium gefördert werden, da sie fast ausgestorben war. Heute werden Murgesen im Reittourismus, in der Landwirtschaft, als Rückepferd, sowie bei der italienischen Polizei eingesetzt.
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JJ Jessie Jac, geb. 2003, Quarterhorse (Wallach), genannt Jay Jay
JJ ist das Pferd von Michael. Ich war bei seiner Geburt dabei.
Da Michael beruflich sehr stark eingespannt ist, hat er meist nur am Wochenende Zeit und geht mit JJ hauptsächlich ins Gelände.
Er wurde von mir in der Akademischen Reitkunst ausgebildet, wird aber von Michael Western geritten.
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Michael und ich ergänzen uns gut, so dass JJ keine Probleme hat, unter Michael mit Westernsattel oder unter mir mit Barocksattel zu laufen. JJ geht alle Seitengänge in Schritt, Trab und Galopp. |
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Im September 2008 verstarb unsere liebe Quarterhorse-Stute Doc's Little Jessie im Alter von 21 Jahren
Über ihren Tod sind wir unsagbar traurig und vermissen sie sehr. Wir haben sie als treue Wegbegleiterin in unseren Herzen.
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